Stilistische Vielfalt und instrumentale Klasse

Podium Junger Künstler der städtischen Musikschule im Eysoldt-Foyer

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Musikinstrumente liegen auf einem Flügel

Bensheim | 28. Mai 2024 Die jüngste Ausgabe des Kammermusik-Formats „Podium Junger Künstler“ am Sonntag war Abschluss einer zweiwöchigen Vorspielreihe mit neun verschiedenen Klassenvorspielen der städtischen Musikschule. So konnte Schulleiter Helmut Karas bei der Begrüßung des Publikums im Eysoldt-Foyer des Parktheaters auf die Vielfalt des musikalischen Ausbildungsangebots hinweisen, das sich im Programm der gut besuchten Sonntagsmatinee in konzentrierter Form widerspiegelte.

Als „Best of“-Veranstaltung boten die Nachwuchsmusiker aller Altersstufen eine gute Stunde anspruchsvolle Kammermusik auf hohem Niveau. Den schwungvollen Auftakt übernahm die junge Pianistin Mia Schambach aus der Klavierklasse von Anette Schwarz, die mit dem Titel „Fiesta“ von William Gillock den ersten rhythmisch raffinierten Farbtupfer des Vormittags setzte, bevor mit dem Israeli-Concerto eine konzertante Tonsprache gewählt wurde. Shuhan Tong aus der Geigenklasse von Justyna Greupner fand einen ausdrucksstarken Zugang zu dem Stück von George Perlmann und gestaltete die folkloristischen Klezmer-Andeutungen im Kopfsatz Hora-Hatikva zu einem stimmigen Gesamtbild.

Mit den zwei Tanzminiaturen Tango Italiano und Samba Fiesta des Komponisten und Arrangeurs Heinz Both drehte der junge Klarinettist Leander Brandt aus der Klasse von Andreas Riechers das Programm in eine populäre Richtung. Im Duett mit seinem Lehrer sorgte seine schwungvolle Interpretation für viel Aufmerksamkeit.

Tanzmusik ganz anderer Art hatte Gero Engelhardt aus der Gitarrenklasse von Werner Nowak vorbereitet. Zwei Renaissance-Tänze des 16. Jahrhunderts von der Lauten-Familie Neusidler fanden in einer zarten Bearbeitung für Gitarre eine stimmige Übertragung in die Neuzeit.

Zeitgenössische Klaviermusik der kanadischen Pianistin und Komponistin Alexandra Stréliski sorgte für einen ersten Ruhepunkt. Derya Elisa Dayioglu aus der Klavierklasse von Andreas Riechers gestaltete die Fantasie „Le nouveau départ“ in schwerelos fließenden Bewegungen mit meditativer Ausstrahlung.

Sehr beeindruckend war auch im Anschluss der dreizehnjährige Oboist Julian Heisner aus der Klasse von Alexandru Nicolescu, der in der Woche vor seinem Auftritt beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Lübeck überaus erfolgreich abgeschnitten hat. So konnte er in Bensheim noch einmal Auszüge aus seinem Wettbewerbsprogramm mit dem Oboenkonzert von Domenico Cimarosa und der Humoresque von Carl Nielsen präsentieren, für das er einen zweiten Bundespreis erhielt. Mit sauberer Tongestaltung und melodischer Linienführung sowie seiner erfrischenden Ausstrahlung überzeugte er mit Unterstützung von Yaeko Albrecht am Klavier auch auf dem hiesigen Podium.

Ein weiterer Preisträger der diesjährigen Wettbewerbsrunde auf

Landesebene war im Anschluss zu erleben. Mathis Trost aus der Celloklasse von Andreas Schuler überraschte mit dem Allegro prestissimo aus der Sonate für zwei Celli von Jean Barriére. Mit seinem Lehrer als Duopartner trat er in perfekte Interaktion, bei der die Themeneinsätze in rasantem Tempo nahtlos ineinandergriffen. Eine überaus reife Leistung eines noch sehr jungen Talents.

Die beiden folgenden Beiträge stellten jeweils zwei kontrastreiche Darbietungen gegenüber. Zum einem Joffre Weber aus der Gesangsklasse von Nicole Schumann, der mit viel Gestaltungskraft das romantische Kunstlied „Seufzer“ von Franz Schubert der strengeren Barock-Arie „Sebben crudele“ voranstellte und Eva Soboleweska aus der Querflötenklasse von Ulrike Lamadé, die nach der verträumten, spätromantischen Cantilena von Francis Poulenc den klar durchstrukturierten Allegrosatz aus der Flötensonate e-Moll von Johann Sebastian Bach überaus virtuos mit reichhaltiger Verzierungsornamentik präsentierte – beide unterstützend begleitet von Andreas Riechers am Klavier.

Das Konzertfinale gehörte der musikalischen Oberstufe. Eine Konzertetüde von Franz Liszt gehört normalerweise nicht zum Standard-Programm einer Musikschule, wurde aber von Fabian Rentzsch beherzt in Angriff genommen. Mit viel Übersicht und Konzentration ist es ihm gelungen, die Melodieführung in dem Bravourstück „Un sospiro“ über fließenden Arpeggios mit sich kreuzenden Händen sauber herauszuarbeiten und die einzelnen Teilabschnitte musikalisch sinnvoll abzugrenzen – großartige Leistung eines Ausnahmetalents aus der Klavierklasse von Yaeko Albrecht.

Diese übernahm auch in den folgenden Phantasiestücken von Robert Schumann die Begleitung des Klarinettisten Holger Mehling aus der Klasse von Samir Müller. Die beiden Satzbezeichnungen „Lebhaft leicht“ und „Rasch und mit Feuer“ setzte Holger, ebenfalls Preisträger bei „Jugend musiziert“, mit hohem musikalischen Gespür bildhaft um.

Nach den hochkarätigen Solo-Beiträgen sorgte das Gitarrenduo Marcel Bieniek und Justin Kreuzer für wohltuende Entspannung mit dem Titel „Happiness“ des Komponisten Stephan Bormann aus der Kategorie „Easy Listening“, bevor sie mit dem Stück Diablo Rojo des mexikanischen Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela noch einmal ein percussiv-virtuoses Feuerwerk spanischer Gitarrenmusik zündeten.

Damit kombinierte auch das diesjährige Podiumskonzert erneut stilistische Vielfalt mit instrumentaler Klasse, ganz zur Freude des begeisterten Publikums.