Bensheim | 18. Juni 2024 Der Bensheimer Marktplatz besitzt Potenzial. Und er hat Ecken und Kanten, auch im sprichwörtlichen Sinn. Wie in naher Zukunft dieses Potenzial mit all den Ecken und Kanten entfaltet werden kann, darüber haben sich Fachleute, Verwaltung, Kommunalpolitik und engagierte Bensheimerinnen und Bensheimer bereits viele Gedanken gemacht.
Mit den Ergebnissen des Ideenwettbewerbs, die Ende Februar vorgestellt wurden, ist das Verfahren durch die vorgestellten Entwürfe greifbarer geworden. In zwei Workshops für Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sind durch einen guten und konstruktiven Austausch belastbare Resultate erzielt worden. Diese dienen nun als Grundlage für eine Verwaltungsvorlage, die in der kommenden Sitzungsrunde im Bauausschuss und in der Stadtverordnetenversammlung am 11. Juli diskutiert werden.
Grundsätzlich soll der Bereich zwischen Stadtkirche Sankt Georg und Hauptstraße durch eine hochwertige, ansprechende Freiraumgestaltung zu einem Anziehungspunkt und Treffpunkt für alle Generationen werden. Um eine ganzjährige Aufenthaltsqualität zu gewährleisten und positive Impulse für die gesamte Innenstadt auszusenden, braucht es darüber hinaus ein Gebäude als Teil des Marktplatzes der Zukunft. Dass eine bauliche Lösung nicht zwangsläufig den Schorschblick beeinträchtigt, haben nicht zuletzt die Wettbewerbsbeiträge gezeigt.
Überlegungen, wie ein Neubau genutzt werden kann, haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Kommunalpolitik bei einem zweiten Workshop entwickelt. Die Ansiedlung der Stadtbibliothek im Herzen der Innenstadt spielt dabei eine zentrale Rolle. Ebenso auf der Liste: Ein Multifunktionsraum für Vereine und Veranstaltungen, Gastronomie mit Außenbewirtschaftung, Freiflächen ohne Konsumzwang, Spielmöglichkeiten – sowie eine öffentliche Toilettenanlage.
Die Verwaltung soll für diese Nutzungen den notwendigen Flächenbedarf aufzeigen, ein Raumprogramm erstellen und voraussichtlich entstehende Kosten für die Umsetzung ermitteln. Diese Ergebnisse werden den politischen Gremien dann zur weiteren Beschlussfassung vorgelegt.
Nachdem der Ideenwettbewerb spannende Optionen lieferte, geht es im nächsten Schritt darum, Planungen zu erhalten, die auch eins zu eins umgesetzt werden können. Dies soll über einen Realisierungswettbewerb geschehen, der nach den Richtlinien für Planungswettbewerbe durchgeführt wird.
Final abgestimmt werden muss die Vorlage mit all ihren Punkten am 11. Juli von der Stadtverordnetenversammlung. Welche Konturen ein Neubau maximal haben darf, ist im Beschlusstext bereits definiert. Das Gebäude soll sich im Bereich von zwei der drei prämierten Entwürfe bewegen: dem Stadthaus aus drei giebelständigen Häusern, das versetzt vor der Stadtkirche steht, und dem Sockelgebäude, das sich wie eine Schublade in die Freifläche einfügt, die durch den Abriss des Hauses am Markt entstanden ist.
„In beiden Workshops ist eine sehr gute Gesprächs- und Diskussionsgrundlage erarbeitet worden. Es wurde zielgerichtet debattiert, immer vor dem Hintergrund, die beste Lösung für unseren Marktplatz zu finden. Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten herzlich bedanken“, erklären Bürgermeisterin Christine Klein und Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung.
Moderiert und begleitet wurde auch der zweite Workshop vom wettbewerbsbegleitenden Büro „Umbau Stadt“ aus Frankfurt mit Martin Fladt an der Spitze, dem Raum- und Stadtplaner Michael Isselmann, der als Berater kommunale Prozesse betreut, sowie den Mitarbeiterinnen des städtischen Teams Stadtplanung, Mobilität und Demographie. Die Grundlage für die Veranstaltung bildeten die prämierten Entwürfe aus dem Ideenwettbewerb.
Als gleichrangige Sieger prämierte das Preisgericht Ende Februar die Stuttgarter Landschaftsarchitekten Jedamzik+Partner, die für den Wettbewerb eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Heilbronner Büro Krummlauf Teske Happold gebildet haben, die Bf Bauforum Berlin GmbH (Freiraumplanung), die für dieses Projekt mit der ARQ Architekten Rintz und Quack GmbH zusammenarbeiten, sowie Mann Landschaftsarchitektur aus Fulda.
Es folgten eine Ausstellung aller 19 fristgerecht eingereichten Beiträge in der Stadtkirche Sankt Georg mit 1200 Besucherinnen und Besuchern an vier Tagen sowie ein Werkstatt-Tag mit 80 Teilnehmenden, an dem die Siegerentwürfe mit den Planerinnen und Planern diskutiert wurden. Die Büros nahmen Anregungen und Kritik auf und überarbeiteten ihre Konzepte. Ende April wurden diese vor 150 Interessierten – und begleitet von positiven Rückmeldungen – öffentlich vorgestellt.
Die Beteiligung und das Interesse aus der Bevölkerung besonders in den vergangenen Wochen haben gezeigt, wie sehr den Bensheimerinnen und Bensheimern ihr Marktplatz am Herzen liegt. Der Ideenwettbewerb bot eine gute Basis, um Argumente abzuwägen, offene Fragen zu klären, Perspektiven aufzuzeigen – und gemeinsam voranzukommen. Immer mit dem Ziel vor Augen, den Marktplatz zu einem Ankerpunkt in der Innenstadt und somit einem lebendigen Stadtraum für alle Generationen zu entwickeln.