Bensheim | 4. November 2024 Auch in diesem Jahr organisierte der Arbeitskreis gegen Häusliche Gewalt im Kreis Bergstraße gemeinsam mit dem Frauenhaus Bergstraße und den kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten im Kreis die Brötchentüten-Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“. Damit machen die Protagonistinnen und Kooperierenden seit Jahren im Rahmen des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2024 auf das Thema geschlechtsspezifischer Gewalt aufmerksam.
Kundinnen und Kunden erhalten in Bäckereien sowie in den Tafeln im Kreisgebiet ihre Backwaren in Tüten mit dem Slogan „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte! Nein zu Gewalt an Mädchen und Frauen“. Darauf sind die zentralen Hilfsorganisationen und Beratungsstellen mit deren Kontaktdaten in verschiedenen Sprachen abgedruckt. Ziel ist es, möglichst niederschwellig das Tabu-Thema häusliche Gewalt „auf den Tisch“ zu bringen.
Auch Bürgermeisterin Christine Klein nahm am Samstag an der Aktion teil und verteilte die Tüten samt Backwaren in den Bäckereien Görtz in Auerbach und Jakob in Bensheim. „Mit dieser Aktion wollen wir gemeinsam ein sichtbares Zeichen setzen und die Menschen auffordern hinzuschauen. Wir wollen den Betroffenen Mut machen, die bestehenden Beratungsangebote zu nutzen und sich Hilfe zu suchen. Denn häusliche Gewalt ist keine Privatsache, sondern geht uns alle an“, betonten Christine Klein, Marion Vatter, die externe Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bensheim, sowie Ramona Beck, Mitarbeiterin des Frauenhauses Bergstraße. Sie dankten den beiden Bäckereien für die gute Zusammenarbeit.
Wie aus dem Bericht des Bundeskriminalamts zur Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, waren im vergangenen Jahr insgesamt 256.276 Menschen offiziell von häuslicher Gewalt betroffen. Das sind 6,5 Prozent mehr als 2022. Es trifft vor allem Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten. „Und das sind allein nur die dokumentierten Fälle. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher. Viele Taten werden der Polizei nicht gemeldet, etwa aus Angst oder Scham“, so die Bürgermeisterin und ehemalige Kriminalhauptkommissarin. 2023 sind laut Statistik 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner umgebracht worden – 22 mehr als im Vorjahr. „Das ist unerträglich. Wir müssen die Betroffenen stärken und sie ermutigen, Taten anzuzeigen“, verdeutlichte Christine Klein.